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Von Hybris und Selbstüberschätzung

Ich bin wieder einmal am See und mache Wachdienst. Heute bedeutet das, dass wir am Vormittag eine kleine Übung mit dem Funkgerät machen. Wir haben gerade von analogen Funkgeräten auf den neuen Digitalfunk umgestellt. Ich bin froh, dass sich unser Bootsführer Matthias Zeit nimmt, um mit uns zu üben. Vor allem wenn ich mit der Leitstelle funken muss, bin ich nach wie vor sehr nervös und bekomme kaum einen zusammenhängenden Satz heraus.

Wir sitzen im Wachraum unserer Wasserrettungsstation und gehen - jeder mit einem Funkgerät in der Hand – die verschiedenen Funkrufnamen unserer Fahrzeuge und Boote durch. Draußen ist es bewölkt und es geht ein unangenehmer kalter Wind. Da möchte ich heute sowieso nicht ins Wasser springen und oder gar Baden.

Matthias erklärt uns gerade, dass man am Funk „Siezt“ und kein „Bitte“ oder „Danke“ verwendet, als wir bemerken, dass die Sturmwarnleuchten auf der anderen Seeseite angehen. Wenig überraschend. Schon gestern in den Nachrichten wurden hohe Windgeschwindigkeiten mit Sturmböen angesagt. Die Sturmwarnleuchte blinkt also munter 40-mal in der Minute vor sich hin – das bedeutet Sturmvorwarnung – als wir uns entschließen, dass es Zeit für unser Mittagessen ist.

Während der Wind immer stärker und die Vorwarnung zur Hauptwarnung wird – die Sturmwarnleuchte blinkt jetzt 90-mal pro Minute – essen wir gemütlich unser selbst gekochtes Curry. Plötzlich ertönt die Stimme der Leitstelle aus dem Funkgerät. Wir haben einen Einsatz. Ein Segelboot ist bei Sturm immer noch auf dem See und benötigt unsere Hilfe.

Matthias holt sich seine Befehle bei unserem Wachführer Manuel ab, während Hans und ich schonmal zum Boot laufen. Auf dem Motorrettungsboot angekommen beginne ich direkt, mir meinen Neoprenanzug anzuziehen. Unterdessen machen Matthias und Hans bereits das Boot los und wir machen uns auf den Weg. Es beginnt zu regnen.

Während ich mich weiter ausrüste, springt das Boot über die immer höher werdenden Wellen. Ich werde regelrecht durchgeschüttelt und gelegentlich hebe ich ein kleines Stück ab, um kurz darauf wieder auf dem Aluminiumboden unseres Bootes zu landen. Endlich habe ich es geschafft, mich fertig anzuziehen, als wir schon am Einsatzort ankommen. Schnell finden wir heraus, dass es sich um einen Mann mit seiner Frau handelt, die aufgrund der Windverhältnisse nicht mehr zu ihrem Bojen-Platz zurückkommen.

Matthias bietet Ihnen an, auf unser Rettungsboot zu kommen und das Segelboot an seine Boje zu schleppen. Gesagt, getan. Beide steigen über und ich schlage das Boot an. Hans geht auf das Segelboot, um mit dem Ruder den Kurs an uns anzupassen.

Der Mann – ich schätze ihn auf Mitte 40 – springt aufgedreht über unser Boot, die Frau hingegen ist kreidebleich und zittert. Kein Wunder denke ich: Der See und der Regen sind eiskalt. Heilfroh einen Neoprenanzug anzuhaben, beginne ich die Frau zu versorgen. Ich gebe ihr eine Decke und messe ihre Körpertemperatur sowie ihre Vitalwerte. Dass sie eine Unterkühlung hat, ist für mich wenig überraschend. Sie steht unter Schock und wechselt kein Wort mit mir, während ich versuche sie zu beruhigen und mit meiner Untersuchung fortfahre.

Ihr Ehemann hat unser Boot inzwischen erkundet und sucht das Gespräch mit Matthias. Ohne das geringste Verständnis, dass sich dieser konzentrieren muss, redet er auf ihn ein. Matthias der sichtbar bemüht ist darauf zu achten, wohin er fährt, während er gleichzeitig den Funk mithört und das Segelboot im Blick haben muss, unterbricht den Herren. „Warum sind sie den bei diesem Wetter überhaupt noch auf dem See unterwegs?“, höre ich Ihn sagen und bin gespannt auf die Antwort. „Bei so einem Wetter fahre ich doch gerade erst raus! Sonst machte es doch keinen Spaß!“ ist seine aufgedrehte Reaktion.

Ich sehe den entgeisterten Blick von Matthias und kümmere mich weiter, um meine Patientin. Als wir im Bojen-Feld ankommen wird es nochmal kompliziert. Wir versuchen beide Boote durch die eng aneinander schwimmenden Segelboote zu manövrieren, ohne irgendwo anzuecken. Endlich haben wir es geschafft und legen das Segelboot an seiner Boje fest. Wir setzen die beiden am Ufer ab und machen uns auf den Rückweg.

Diese Geschichte ist leider kein Einzelfall. Immer wieder müssen wir Segler, Schwimmer, Sub-Fahrer und andere Wassersportler retten, die sich entweder selbst überschätzen oder eine Sturmwarnung nicht ernst nehmen. Nicht immer geht dies so glimpflich aus, wie dieses Mal.

Meine damalige Patientin hatte bereits nach wenigen Minuten im Regen eine leichte Unterkühlung. Stell dir vor, wie lange es dauert, wenn Du ohne entsprechende Ausrüstung im Februar von einenm Sub fällst. Durch das kalte Wasser kann dies bereits nach wenigen Minuten lebensbedrohlich sein.

Unser Appel an jeden Wassersportler ist deshalb: Kenne Deine Grenzen und verwende Ausrüstung die Dich bei einem Sturz ins Wasser vor Unterkühlung und Ertrinken schützt!

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