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Laute Musik und brechende Nasen

Ich stehe in der Wasserrettungsstation und richte eine Kiste mit Sanitätsmaterial her. Gleich werde ich mit meiner Mannschaft zum Stadlfest in einer benachtbarten Ortschaft fahren. Wir wurden mit der Durchführung des Sanitätsdienstes beauftragt. Unterwegs bin ich heute mit vier jungen Sanitätern. Sie haben noch nicht vie Erfahrung und gerade hier eignet sich ein Stadlfest ideal. Es gibt immer kleinere Verletzungen und auch die vielen Betrunkenen eignen sich - zumindest meist - gut, um den Patientenkontakt unter etwas anspruchsvolleren Umständen zu üben.

Mit dabei sind heute Magdalena, Andreas, Julius und Daniel. Die vier können es kaum erwarten, sich auf den Weg zu machen. Doch zuerst muss der Ausbau mit den Wasserrettungsmaterialien aus dem Fahrzeug. Wir brauchen den Platz, falls wir einen Verletzten haben, den wir im Einsatzfahrzeug behandeln müssen. Die Sonne scheint und ich beginne etwas zu schwitzen, als wir versuchen den schweren Ausbau aus dem Fahrzeug zu wuchten. Endlich ist es geschafft. Magdalena und Andreas legen unser Material in das Fahrzeug und wir machen uns auf den Weg.

Schon von Weitem sehe ich, dass die ersten Besucher vor den Kassen Schlange stehen. Dabei dauert es noch etwa eine halbe Stunde, bis es überhaupt offiziell los geht. Es sind vor allem ältere, die noch kurz auf dem Stadlfest Abendessen wollen und Minderjährige, die aufgrund des Jugendschutzes nicht so lange bleiben dürfen. Alles in allem noch nicht unsere zukünftigen Patienten. Diese kommen meistens erst ein oder zwei Stunden nachdem das Fest beginnt, und oft haben sie schon ordentlich vorgeglüht.

Ich steige aus und mache mich erstmal auf die Suche nach dem Oberburschen, der für das Stadlfest verantwortlich ist. Schon an den Kassen werde ich fündig, wo er mit der Security spricht. „Hallo,“ begrüße ich ihn. „Wir wären jetzt da.“ Wir unterhalten uns kurz und ich sage ihm, was wir noch alles von Seiten des Veranstalter benötigen. Es sind vor allem eine Biertischgarnitur und Strom, was für uns wichtig ist und er verspricht, dass er gleich jemanden damit vorbei schickt.

Ich gehe zurück zu den anderen und wir richten unseren heutigen Arbeitsplatz her. Die Feier startet entspannt. Julius und Daniel wollen der Musik im Stadl zuhören und ich schicke sie mit einem Funkgerät los. Solange immer ein Trupp an unserem Fahrzeug ist, ist alles in Ordnung. Als es schön langsam dunkel wird kommt auch schon unser erster Kunde.

Einer der Burschen aus der Schenke hat sich an einem kaputten Bierglas in den Finger geschnitten. Schon schwirren Magdalena und Andreas um unseren Patienten herum und fangen an große Medizin zu betreiben. Sie messen den Blutdruck, den Puls und den Blutsauerstoff. Ein Pflaster hätte es auch getan denke ich mir und schaue den beiden zu, während ihr Patient die ganze Prozedur über sich ergehen lässt. Nach etwa 10 Minuten ist dieser endlich wieder entlassen und macht sich auf den Weg zurück an seinen heutigen Arbeitsplatz. Schmunzelnd erkläre ich den beiden, dass sie gerade etwas übers Ziel hinausgeschossen sind.

Die nächste Stunde verläuft ereignislos. Julius und Daniel sind wieder zurück am Fahrzeug, dafür haben sich die anderen beiden auf die Suche nach Essen gemacht. Fast schon etwas ungeduldig warte ich auf ihre Rückkehr. Sie sollen mir eine Halsgratsemmel mitbringen und ich habe den ganzen Abend noch nichts gegessen.

Gerade als sie zurückgekommen sind und ich den ersten Bissen nehme, kommt ein aufgelöstes Mädchen bei uns an. „Da hinten auf dem Weg liegt jemand! Ich glaube er ist tot!“, ruft sie und rennt auch schon wieder zurück. Meine vier Sanitäter springen auf und laufen los. Ich verdrehe die Augen und seufze. Vor lauter Aufregung endlich etwas tun zu können haben die vier ihre Funkgeräte und den Sanitätsrucksack vergessen. Ich lege meine Semmel auf die Seite und laufe den vier mit Rucksack und Funkgeräten nach. Bei unerfahrenen Kräften kann sowas schon mal passieren, weshalb wir auch immer jemanden dabei haben der mehr Erfahrung hat.

Nach etwa 50 Metern sehe ich sie schon, um den Patienten stehen, der sie sichtlich verwirrt ansieht. Er lag wohl einfach in der Wiese und wollte seinen Rausch ausschlafen.

Ich gebe Julius den Rucksack und das Funkgerät und mache mich auf den Rückweg zum Eingang. Nach wenigen Minuten kommen die vier kleinlaut zurück und stellen den Sanitätsrucksack vor dem Bus ab. Ich schaue sie an und Magdalena fängt direkt an zu sprechen: „Sag nichts. Wir wissen, was wir falsch gemacht haben.“ So wie sie mich ansehen, weiß ich, dass ihnen das nicht nochmal passieren wird. Also erfülle ich ihr ihren Wunsch und lasse das ganze einfach unkommentiert.

Während die Zeit vergeht, kommen immer wieder mal Besucher zu uns, die ein kleines Pflaster oder ein Cool-Pack brauchen. Wirklich erwähnenswert ist eigentlich nur eine junge Frau, die wegen eines Bienenstichs zu uns kommt. Ich sehe mir die Stelle an und kann nichts erkennen. Als ich sie frage, wo sie denn gestochen wurde, zeigt sie mir die Stelle und sagt: „Hier wurde ich gestern gestochen.“ Ich versuche Ihr zu erklären, dass wir ihr aktuell nicht helfen können, da nach so langer Zeit nicht einmal kühlen hilft und solange sie keine sonstigen medizinischen Probleme entwickelt, auch keine Notwendigkeit einer akuten Behandlung erkennbar sei. Daraufhin werde ich angebrüllt. „Ihr seid ja tolle Helfer! Sitzt einfach nur rum, ohne etwas zu machen und kassiert euer Geld!“ Auf meinen Einwand, dass wir nicht bezahlt werden, sondern ehrenamtlich tätig sind, geht sie natürlich nicht ein, sondern brüllt weiter. Als schließlich einer der Securitys kommt und fragt ob es Probleme gibt, zischt sie wütend ab.

Die Zeit vergeht weiter und nähert sich dem Ende unseres Dienstes. Erfahrungsgemäß bekommen wir dann nochmal etwas zu tun. So auch heute. Während die Besucher langsam vom abgesperrten Gelände kommen, hören wir auf einmal wütendes Geschrei. Die Quelle ist leicht ausgemacht. Zwei Männer Mitte zwanzig stehen etwa 25 Meter von uns entfernt und brüllen sich gegenseitig an. Auf einmal holt einer der beiden aus und schlägt dem anderen ins Gesicht.

Ich höre es selbst aus dieser Entfernung noch knacken und bin mir sicher. Diese Nase ist gebrochen. Der Getroffene springt auf und rennt davon. Während sich die Security um den Schläger kümmert, schicke ich Julius und Andreas hinter dem Verletzten her. Dieses Mal mit Rucksack und Funkgerät. Sie haben Mühe unseren Patienten einzuholen.

Als sie ihn schließlich erreicht haben bekomme ich meine erste Lagemeldung über Funk: „Pelikan Possenhofen 91/1 für den Pelikan Possenhofen 91/1/1, kommen.“ schallt es aus dem Funk. Ich antworte und die beiden teilen mir mit, dass die Nase wie erwartet gebrochen ist und ein Rettungswagen (RTW) zum Transport ins Krankenhaus benötigt würde. Ich alarmiere den Rettungsdienst und kurz darauf steht ein RTW bei uns auf der Straße und packt den Verletzten ein.

Froh darüber, dass dies das Einzige mal heute Abend war, schaue ich zu wie die letzten Gäste gehen. Ich verabschiede mich beim Oberburschen und in der Morgendämmerung machen wir uns auf den Weg zu unserer Wasserrettungsstation. Insgeheim verfluche ich mich dafür, dass ich mich heute auch noch für den Wasserrettungsdienst gemeldet habe…

Wie bereits eingangs erwähnt sind Absicherungen dieser Art ideal für junge und unerfahrene Einsatzkräfte. Hier werden wir mit einer Vielzahl von kleineren Verletzungen und anderer Wehwehchen konfrontiert. Doch auch nach mehreren Jahren lernt man hier immer noch etwas dazu.

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